Musikpädagogisches Konzept

Bestandsaufnahme:

Musik spielt in allen Jugendkulturen eine große und übergeordnete Rolle. Kinder und Jugendliche sind schon lange als Konsumenten von Musik allgegenwärtig und auch von Musikproduzenten und dem Marketing als Verbraucher anerkannt. Die eigene, reflexive Auseinandersetzung mit dem Medium Musik spielt dabei aber für diese Konsumentenhaltung eher keine Rolle. Gerade in der Jugendphase ist diese aber von besonderer Bedeutung. Jugendliche nutzen Musik sehr effizient zur Abgrenzung gegenüber Außenstehenden (z.B. Erwachsenen) und als Mittel um Zugehörigkeiten zur eigenen Peer-Group zu definieren. Viele Jugendszenen definieren sich über ihre Musikstile und den damit implizierten Lifestyle.

Alle Kinder und Jugendlichen im AWO Kinder- und Jugendhaus Brake hören Musik und definieren sich über die Zugehörigkeit zu verschiedenen Szenen. Der Bereich deutschsprachiger Hip Hop stellt dabei die größte Gruppe dar. Die Kinder und Jugendlichen nehmen sich selbst als Experten war, was die Künstler und ihre Werke angeht und können diese auch zum Teil kritisch und im dazu gehörigen Kontext reflektieren. Für viele Jugendlichen stehen die dafür aber notwendigen Ressourcen nicht zur Verfügung. Es wird konsumiert, was anerkannt wird und Zugehörigkeit verspricht. Die notwendige Distanz zum Reflektieren kann auf Grund der Notwendigkeit der Zugehörigkeit nicht hergestellt werden.

Eine Möglichkeit, um die notwendige Distanz zu erreichen, ist die Auseinandersetzung mit dem Herstellungsprozess. Selber Musik zu machen ist allerdings nicht sehr weit verbreitet. Zumeist, so wird vermutet, auf Grund von Scham und der Angst nicht anerkannt zu werden. Wenn Jugendliche eigene Musik gestalten, dann präsentieren sie ihre musikalische Kreativität, zumeist nur im privaten Raum und präsentieren diese nur ihren besten Freunden.

Im Stadtteil Brake gibt es neben dem AWO KiJu Brake keine weitere Einrichtung der Jugendarbeit. Aber auch die städtische Einrichtung der Musikschule befindet sich nicht im Sozialraum. Daher steht den Kindern und Jugendlichen im Quartier nur der private Musikunterricht zur Verfügung, der recht hohe Kosten für die Familien verursacht.  

Was soll erreicht werden?

Die Kinder und Jugendlichen sollen befähigt werden, sich kreativ und reflexiv mit Musik und dem Konsum von Musik auseinanderzusetzen. Auf Grund der komplexen Wirkung und Bedeutung von Musik, kann dies nur auf verschiedenen Ebenen verfolgt werden.

Konsum von Musik

Zu den verschiedenen Jugendszenen gehört, neben der aktuellen und angesagten Musik, auch die Geschichte und Herleitung der Musik und der Szene. Es geht darum zu lernen, warum sich Musik auf diese oder eine andere Weise entwickelt hat. Es gehört aber auch dazu, zu hinterfragen, warum etwas populär wird oder nicht.

Kreativer Umgang mit Musik

Selber Musik zu gestalten gibt die Möglichkeit, konsumierte Musik anders zu hören und wahrzunehmen. Zudem können darüber Kenntnisse und Kompetenzen entwickelt werden, die innerhalb und außerhalb der Peer-Group relevant sein können.

Sich selbst an Instrumenten (auch Gesang) auszuprobieren ermöglicht es den Kindern und Jugendlichen, den kreativen Prozess hinter der Musikproduktion kennenzulernen und in diesem Feld eigene Kompetenzen zu entwickeln. Sie sollen experimentierfreudig werden und in kleinen Schritten lernen, ihr Instrument zu beherrschen. Sie sollen ermutigt werden, diese Fortschritte zu präsentieren und die Reaktionen konstruktiv aufzunehmen.

Die Präsentation von eigenen Werken stellt eine gute Möglichkeit dar, sich selbst sowie seine eigenen Fähigkeiten zu präsentieren. Sie kann die eigene Position sowie eine positive Selbstwahrnehmung stärken. Sekundär sollen zudem mediale Fähigkeiten erworben werden, im Umgang mit Onlineplattformen aber auch mit Digitaler-Tontechnik und Aufnahmeverfahren.

 

Welche Handlungsoption ergeben sich daraus?

Musik wird durchgehend, auch im AWO KiJu Brake, „unbewusst wahrgenommen“ und konsumiert. Durch den Gebrauch von Radio und Onlineplattformen können aktuelle Entwicklungen und Trends nachvollzogen und hinterfragt werden. Dieser Prozess soll bewusstgemacht werden und auf diesem Weg eine aktive Auseinandersetzung mit der Musik ermöglicht werden. Musik soll zum Inhalt alltäglicher Kommunikation werden. Sie soll hinterfragt, verglichen und auf rudimentärer Ebene Analysiert werden. Hierfür ist es wichtig, keine Musik grundsätzlich zu verbieten. Es ist ein Irrglaube, dass Verbote die Kinder und Jugendlichen daran hindern würde, diese Musik zu hören. Auf Grund von Smartphones und ähnliches ist die durchgehende Verfügbarkeit der Medien in die Planung und Ausgestaltung des Konzepts mit einzuplanen. Musik muss wahrgenommen werden, um sie zu hinterfragen. Auf Grund der Sprache und Haltungen, die in Musik vermittelt werden kann, muss hier allerdings individuell geschaut werden, was ermöglicht werden kann und was nicht. Hierbei sollen weniger standardisierte Altersgruppen definiert werden, sondern individuell mit den Gästen geschaut werden, was ermöglicht werden kann und welche Grenzen eingehalten werden müssen.

Auf Grund individueller Kompetenzen der Kolleg*innen des AWO KiJu Brake, können im Bereich der Instrumentenbildung Gitarre, Klavier, Schlagzeug, Percussion-Instrumente sowie digitale Aufnahmemedien und –Möglichkeiten vermittelt werden. Wir gehen dabei auf die verschiedenen Niveaus ein und entwickeln individuelle Pläne zur Erarbeitung der musikalischen Ziele. Dies bewegt sich zwischen rudimentärer Instrumenten- und Rhythmusbildung, bis hin zur Vermittlung von Vermarktungskompetenzen und der Realisierung von Auftritten.